Kapelle in Groß-Aschen
 

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Foto: GÜNTER ELLENBERG

 

 

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Auf der Seite der Kirchengemeinde Hücker-Aschen hat Pastor Hermann Böhlke folgendes geschrieben:

DIE ENTWICKLUNG DER EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE

HÜCKER - KLEIN-ASCHEN - GROß-ASCHEN

“Rätselhaft ist die Herkunft des großen Altarbildes in der kleinen Kapelle. Es enthält in kleinen Einzelbildern die ganze Leidensgeschichte mit dem Bild der Kreuzigung in der Mitte. Jede Figur ist aus einem "Stück“ geschnitzt und aus seiner Nische herausnehmbar. Ursprünglich gehörten zu dem Altaraufsatz auch noch zwei Flügel, wie man an den leeren Angeln sieht. Es wird für eine gute Handwerksarbeit des Mittelalters gehalten. Leider fehlt jede Bezeichnung des Entstehungsjahres, des Künstlers und des Herstellungsortes. Jedenfalls wird „es“ für eine größere Kirche geschaffen und wahrscheinlich auch dort zunächst aufgestellt gewesen sein.”

 

Zum vorstehenden Absatz habe ich eine Ergänzung, die ich bei Recherchen im Westfalen-Blatt aus dem Jahre 1986 gefunden habe:
 

Pastor Kenter fand Abrechnung:

Altarbild für zwei Taler “verkauft”

Aus Stiftskirche nach Groß-Aschen gewechselt.

Ist die Herkunft des Altarbildes in der Kapelle in Groß-Aschen jetzt geklärt? Pastor Gerhard Kenter aus Enger gelang im Rahmen seiner geschichtlichen Nachforschungen eine Entdeckung, die vermuten lässt, dass das Altarbild ursprünglich in der Stiftskirche in Enger gestanden hat. Pastor Kenter, der zur Zeit an einer umfassenden Arbeit über das heimische Geldwesen mit dem Thema “Darlehen in und um Enger seit 400 Jahren” schreibt, entdeckte im Engerschen Kirchenrechungsbuch von 1640 bis 1692 eine wichtige Eintragung. Der Provisor der Kirchenkasse, Heinrich Potthast, hatte im Jahre 1683 vermerkt, die Kirchenkasse habe zwei Reichstaler für einen alten Altar erhalten, der den Einwohnern von Aschen für ihre Kapelle verkauft worden sei.

Aus dieser Eintragung rekonstruiert der Engeraner Pastor im Ruhestand folgenden Sachverhalt: Ursprünglich habe der Altar wohl als Hauptaltar in der Stiftskirche in Enger gestanden, sei dann im Jahre 1525 jedoch durch das heutige Altarbild abgelöst worden.

Mehr als 150 Jahre später sei das ältere Altarbild dann für einen symbolischen Preis von zwei Talern an die Kapelle in Groß-Aschen verkauft worden.

Dort steht es nun seit der Wiedererrichtung der Kapelle im Jahre 1697. Doch bis heute war für Gemeinde und Pastöre der Kirchengemeinde Hücker-Aschen – zu der auch das niedersächsische Groß-Aschen gehört – unklar geblieben, woher dieser Altar gekommen war.

Eigentlich ist das Altarbild nur der Mittelteil eines großen Klappaltars, der einst mit den beiden verschollenen Seitenteilen eine Breite von etwa sechs Meters gehabt haben muss.

Selbst bei der jüngsten Renovierung der Kapelle vor zwei Jahren waren keine genauen Daten über das Altarbild zutage getreten.

Dass dieser große Altar ursprünglich nicht für die kleine Kapelle geschaffen worden war, brachte Pastor Böhlke bereits im Jahre 1951 zur 800-Jahr-Feier von Hücker-Aschen zum Ausdruck: „Das Altarbild enthält in kleinen Einzelbildern die ganze Leidensgeschichte mit dem Bild der Kreuzigung in der Mitte. Jede Figur ist aus einem Stück geschnitzt und aus der Nische herausnehmbar. Ursprünglich gehörten zu dem Altaraufsatz auch noch zwei Flügel, wie man an den leeren Angeln sieht. Es wird für eine gute Handwerksarbeit des Mittelalters gehalten. Leider fehlt jede Bezeichnung des Entstehungsjahres, des Künstlers und des Herstellungsortes. Jedenfalls wird es für eine Größere Kirche geschaffen und wahrscheinlich auch dort zunächst aufgestellt gewesen sein…“ – Diese „größere Kirche“ scheint allem Anschein nach die Stiftskirche in Enger gewesen zu sein.

Pastor Kenter, der diese Zusammenhänge bereits bei seinen Nachforschungen vor zwei Jahren entdeckte, besichtigte am Mittwoch zum ersten Mal die Kapelle in Groß Aschen mit dem restaurierten Altarbild, das heute wieder in leuchtenden Farben erstrahlt. Die Figuren seien wirklich sehr ausdrucksvoll von dem Künstler geschnitzt worden, bestätigte der leidenschaftliche Heimatforscher und die überraschende Ähnlichkeit mit dem heutigen Altarbild in Enger sei auch für ihn eine neue Entdeckung.

Seit seiner Studienzeit in Bethel befasst sich Pastor Kenter, der seit acht Jahren in Ruhestand ist, mit der Geschichte der Familien im Ravensberger Land. Bereits 1934, so erinnert er sich, hielt er seinen ersten historischen Vortrag vor einer Landfrauenvereinigung. Nach seiner Pensionierung kehrte der gebürtige Engeraner in seine Heimat zurück und widmet sich nun intensiv seinen Nachforschungen.

Für Küsterin Charlotte Beer war die Entdeckung des Pfarrers aus Enger ebenfalls eine Neuigkeit. Sie betreut die kleine Kapelle in Groß-Aschen, in der am ersten Sonntag im Monat regelmäßig Gottesdienste und zahlreiche Familienfeierlichkeiten abgehalten werden. Im Jahre 1443 wurde die Kapelle in Groß-Aschen, die zur Kirchengemeinde Spenge gehörte, ein Raub der Flammen.

Die „Osnabrücker“ brannten das Gotteshaus mitsamt Büchern, Meßgewändern und Kleinodien nieder. Seit dem Wiederaufbau im Jahre 1697 blieb die kleine Kapelle dann allerdings verschont, so dass der Altar heute noch gut erhalten ist. Mit der genauen Herkunft des Altarbildes und seinem Wert als Kunstwerk werden sich nun die zuständigen Stellen beschäftigen.

Westfalen-Blatt Nr. 129, Freitag, 06. Juni 1986

 

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