Wir bauen unser Heim mit eigenen Händen

 

Windmühlensiedlung: Von der Idee über die Tat zum Erfolg

 

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Können Sattler, Bäcker, Uhrmacher und Polsterer eine ganze Siedlung alleine erbauen?

Sie können! Der Beweis wurde Anfang der 60er-Jahre in Hücker-Aschen erbracht, als sich unter dem Leitmotiv „Wir bauen unser Heim mit eigenen Händen“ 17 Familien zusammenfanden, um durch gegenseitige Hilfe die Windmühlensiedlung zu bauen. In der Trägerschaft der Bauring Gesellschaft Heiligenhaus gründeten sie 1961 die „Familienheim Selbsthilfe Gemeinschaft Hücker e.V.“. Jedes Mitglied sollte zu einem Eigenheim gelangen. Dabei galt es, ein relativ niedriges Grundkapital durch die eigene Arbeitsleitung aufzustocken. Die Solidargemeinschaft der siebzehn trat an, um sich gegenseitig die Häuser zu errichten. Die Bewerber unterschrieben eine Erklärung, in der es unter anderem heißt:

    „Ich unterwerfe mich den Anordnungen der Bauleitung und des Selbsthilfe-Obmanns und bin bereit, die mir übertragenen Arbeiten an allen Häusern des Bauvorhabens, für die ich eingeteilt werde, zu leisten. Es ist mir bekannt, dass ich bei Nichtbefolgung der Anordnungen sofort von der Baustelle verwiesen werden kann“.

Unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Karl Wenderroth, dem einzigen (!) Maurer und Fachmann im Verein, begannen 1962 die Arbeiten. Zunächst wurde jeden Samstag in der Scheune der Dieckmannschen Windmühle eigenhändig Beton gemischt und dieser dann in einem elektrischen „Rüttler“ zu Ecksteinen geformt. Nachdem das Wasser „abgerüttelt“ war, wurden die Steine zum Trocknen auf dem Mühlenhof gelagert. Samstag für Samstag, Woche für Woche.

Bei jedem Wetter. Kant- und Ecksteine für siebzehn Häuser sind so in Eigenleistung hergestellt worden.

1963 starteten die Arbeiten auf der 1,4 ha großen Baufläche. Vereinbart war jetzt eine tägliche (!) Arbeitszeit von 18 - 21 Uhr. Wohlgemerkt, die normale Arbeitsleistung in den jeweiligen Berufen der Bauherren ging uneingeschränkt weiter. Die Grundstücke waren nach der Vermessung zwischen 800 und 1000 qm groß. Die Zuordnung der Grundstücke ist unter den Mitgliedern verlost worden. Beginnend vom Gehlenbrink wurden in nördlicher Richtung Baugrube um Baugrube ausgehoben, die Fundamente gegossen, die Eck- und Kantsteine gesetzt und mit Fertigteilen aus dem neuen Material „Ytong“ bestückt. Dabei war Alfred Enseleit besonders tatkräftig am Werk und sorgte für das teilweise notwendige Betongemisch. Alle Häuser erhielten ein Flachdach, hatten über 100 qm Wohnfläche, verfügten - wie vorgeschrieben - über einen Gemüsegarten und einen Kohlenkeller.

Dieses für die Region einmalige Projekt erweckte überörtliches Interesse. Das Fernsehen berichtete vom Fortgang des Baugeschehens (zur Erinnerung: damals gab es nur ein Programm, der Sender saß in Köln!). Zum Richtfest am 07. April 1965 erschien der Rundfunk und brachte eine Reportage, der Posaunenchor spielte und Dorfpfarrer Hermann Böhlke hielt eine Ansprache.

Im Laufe des Jahres 1966 sind alle Gebäude nacheinander bezogen worden. „Trotz aller Arbeit, Angespanntheit, mancher Konfliktsituation und unterschiedlicher Zahl von geleisteten Stunden, haben wir immer wieder unseren Spaß gehabt. Manche Versammlung wurde zu einer schönen Feier und wir haben uns nicht dauerhaft zerstritten“, erinnert sich Karl-Heinz Ebke, der mit 26 Jahren damals der jüngste Bauherr im Verein war.

Hermann Dieckmann

Quelle: Festschrift “850 Jahre Hücker-Aschen”
Ein Dorf feiert Geburtstag vom 17. bis 26. August 2001
 

Die Sparren bezeugen die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Ravensberg. Die Seitenansicht zweier gegeneinander gelehnter Sparren hat zur Bezeichnung dieses Wappenbildes in Wappenbeschreibungen geführt. Das Ravensberger Wappen enthielt drei rote Sparren auf silbernen Grund und war nach Übernahme der Grafschaft durch Preußen auch Teil des großen preußischen Wappens.
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